Welches Kollagen ist das beste für Gelenke?

Unterschiede zwischen Kollagenhydrolysat und nativem Kollagen sowie einzelnen Kollagen-Typen

Arzt behandelt ein Knie
Kollagen ist ein vielversprechender Behandlungsversuch bei Gelenkbeschwerden. Bild: SARINYAPINNGAM/iStock/Getty Images Plus

Gelenkbeschwerden werden immer häufiger

Da die Gesellschaft älter wird, nehmen Alterserkrankungen zu. Man schätzt, dass im Durchschnitt 20 bis 30 Prozent der Bevölkerung mehr oder weniger starke Gelenkschmerzen haben. Arthrose und Rheumatoide Arthritis zählen zu den häufigsten Ursachen. Da Gelenkschmerzen den Alltag belasten, sind gute Lösungen gefragt, wie eine verbesserte Gelenkernährung: Kollagen, zum Beispiel, dürfte die Regeneration des Knorpels anregen – dies zeigen Studien.

Aber Kollagen ist vielseitig und wirkt auch über andere Effekte. Neue Untersuchungen deuten darauf hin, dass Kollagen im Darm ein stark aktiviertes Immunsystem dämpft. Dann könnten Entzündungen abnehmen. Lesen Sie hier, wie Kollagen den Gelenken hilft, worin die Unterschiede einzelner Typen bestehen und welches Kollagen das beste für die Gelenke ist.

Was ist Kollagen und wofür ist es gut?

Kollagen ist ein wichtiges Eiweiß im Körper. Seine Hauptaufgabe ist die Festigung der Gewebe. Es besteht aus drei Eiweißfäden, die in Bündeln angeordnet sind. Dadurch ergeben sich starke, aber auch elastische Fasern. Kollagen kommt im gesamten Tierreich vor, weshalb es in tierischen Lebensmitteln enthalten ist – zum Beispiel in Fleisch und Wurst sowie Gelatine, Aspik und Gummibärchen.

In der Mikronährstoffmedizin wird Kollagen als Mittel gegen Gelenkschmerzen eingesetzt. Man kann es zur Nahrungsergänzung als „vorverdautes“ Kollagen (Kollagenhydrolysat oder Kollagenpeptide) oder als „ganzes“ beziehungsweise natives Kollagen kaufen.

Kollagen Typ 1, 2 und 3 – der Unterschied

Der Körper hat nicht nur ein einziges Kollagen, sondern verschiedene Typen – mindestens 28. Die Kollagen-Typen unterscheiden sich anhand ihres Aufbaus und Vorkommens im Körper. Die wichtigsten sind Typ 1, 2 und 3.

Kollagen Typ 1 findet man in Haut, Sehnen, Bändern und Knochen. Es wird in der Kosmetik angewendet, um die Haut feucht zu halten. Kollagen Typ 2 wird hauptsächlich in Gelenke und Gelenkknorpel eingebaut. Man nutzt es bei Gelenkerkrankungen wie Rheuma. Kollagen Typ 3 sorgt für die elastischen Eigenschaften der inneren Organe wie Gefäße, Muskulatur und Darm. Es gibt bisher noch keine medizinische Anwendung dafür.

Kollagenhydrolysat für Gelenke: Gelenkernährung verbessern

Vermutlich verbessert Kollagen die Versorgung der Gelenke. Meist wird dazu „vorverdautes“ Kollagen verwendet. Man bezeichnet es als Kollagenhydrolysat oder Kollagenpeptide. Es hat nicht mehr die natürliche Struktur, aber es kann leichter im Darm aufgenommen werden, da es kaum noch verdaut werden muss. Seine Bausteine gelangen ins Gelenk und helfen dort, die Strukturen zu reparieren. Neben dem Knorpel profitieren auch Sehnen und Bänder sowie Knochen.

Für die Unterstützung der Gelenkernährung spielt der Kollagen-Typ vermutlich keine Rolle, da Kollagen im Körper in die einzelnen Aminosäuren Glycin, Prolin und Hydroxyprolin zerlegt wird. Diese sind in allen Typen enthalten.

Mit nativem Kollagen aktiv gegen Gelenkentzündung

Neben der Gelenkernährung wurde noch ein weiterer Mechanismus von Kollagen entdeckt. Dazu muss es als nicht denaturiertes oder natives Kollagen vorliegen (UC-II). Dieses wurde nicht durch Kochen oder Verdauen zerstört und hat noch seine natürliche Struktur.

Kommt natives Kollagen in den Darm, wird es vom Körper als Nährstoff eingestuft. Er weist das Immunsystem an, keinen Angriff zu starten. Die überaktive Immunantwort beruhigte sich daraufhin im Tierversuch. Dieser Mechanismus ist vor allem bei Gelenkentzündungen vielversprechend – zum Beispiel bei einer rheumatoiden Arthritis. Denn dabei greift der Körper eigenes Kollagen an. Diese Erkrankung gehört deshalb auch zu den Autoimmunerkrankungen.

Forscher testeten den Einsatz von Kollagen gegen Gelenkschmerzen auch bei Menschen. In einer hochwertigen Studie linderte Kollagen Typ 2 bei Arthrose Schmerzen und Steifheit der Gelenke, sodass sich die Gelenkfunktion verbesserte. Die Wirkung wurde mit zunehmender Studiendauer besser (drei Monate). Weitere hochwertige Studien untermauern dies. Auch wenn es im Augenblick noch vergleichsweise wenige Studien zum Thema gibt, könnte natives Kollagen eine neue Hoffnung für Patienten mit Arthrose und Rheuma sein – so bewerten Forscher in ihrer Übersichtsarbeit die aktuelle Lage.

Ob Kollagen bei jedem hilft, ist aber ungewiss. Je nach Rheuma-Art und -Stadium liegen verschiedene Antikörper vor. Kollagen Typ 2 könnte trotzdem noch eine Teilwirkung entfalten. Weitere Untersuchungen mit Rheuma stehen noch aus.

Fazit: Kollagen für Gelenke bei Schmerzen und Entzündungen

Nach der aktuellen Studienlage ist Kollagen ein vielversprechender Behandlungsversuch bei Gelenkbeschwerden. Es verbessert die Gelenkernährung und die entzündliche Aktivität. Zurzeit kennt man auch keine Nebenwirkungen von Kollagen. Kollagen zur Nahrungsergänzung gibt es als Kollagen zum Trinken, als Kapsel oder als Kollagenpulver zum Einrühren in Wasser.

Wie viel Kollagen pro Tag?

  • Bei entzündlichen Gelenkerkrankungen wurden in Studien 10 bis 40 Milligramm natives Kollagen eingesetzt. Man sollte auf die Angabe „natives Kollagen Typ 2 (UC-II)“ achten.
  • Bei verletzten oder abgenutzten Gelenken ohne Entzündung sind 5.000 bis 10.000 Milligramm Kollagenhydrolysat empfehlenswert, um die Gelenkernährung zu verbessern.

Info

Neben Kollagen verbessern auch Hyaluronsäure, Glucosamin und Chondroitinsulfat die Versorgung der Gelenke. Auch diese Stoffe sind Bestandteile des Gelenks. Veganes Kollagen gibt es allerdings nicht, Veganer können auf andere Stoffe zurückgreifen, wie Glucosamin, Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien.

Verzeichnis der Studien und Quellen

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Über den Autor

Dr. med. Siddhartha Popat

Herr Dr. med. Popat ist niedergelassener Facharzt für Allgemeinmedizin mit der Zusatzbezeichnung Akupunktur. Seit 2017 betreibt er zusätzlich eine private Zweigstelle mit den Schwerpunkten Integrative und Biologische Medizin. Weitere Schwerpunkte sind Neuraltherapie sowie Kinesiologie nach Klinghardt. Seit 2018  ist er erster Vorsitzender der IGAF e. V. (internationale Gesellschaft für autonome Funktionsdiagnostik und Regulationsmedizin). Die Diagnose und Therapie chronischer Erkrankungen ist ein wesentlicher Aspekt seiner Arbeit, hierbei ist die orthomolekulare Medizin ein wichtiger Aspekt.