Profitieren Übergewichtige mit Bluthochdruck von Vitamin-D?

Bei Übergewicht treten Vitamin D-Mangel und erhöhter Blutdruck häufig zusammen auf

Bluthochdruck wird gemessen
Übergewicht geht oft mit Bluthochdruck einher. Bild: zinkevych / Adobe Stock

Vitamin D hat – über seine Bedeutung für die Knochen hinaus – viele weitere positive Effekte  auf die menschliche Gesundheit. Dazu gibt es zahlreiche Studien, die allerdings nicht immer ein eindeutiges Ergebnis zeigen. Eine aktuelle Beobachtungsstudie legt allerdings den Schluss nahe, dass übergewichtige ältere Menschen von einer Vitamin D-Einnahme profitieren. Denn Vitamin D kann ihnen helfen, den Blutdruck zu senken.

Schon länger ist bekannt, dass Übergewicht zu einem Vitamin D-Mangel führen kann. Eine Studie hatte untersucht, ob Übergewicht Ursache oder Folge eines Vitamin D-Mangels ist. Dafür schauten sich die Forschenden bestimmte genetische Varianten an, die mit einem erhöhten Body-Mass-Index – kurz: BMI – in Zusammenhang stehen. Dazu nutzten sie Daten von mehr als 42.000 Personen.

Ergebnis: Die gewichtsfördernden Genvarianten waren mit einem erhöhten BMI und erniedrigten Vitamin D-Spiegeln verbunden – unabhängig von Lebensstil, Alter und Geschlecht der Betroffenen. Je mehr dieser speziellen Genvarianten vorhanden waren, umso dicker waren die untersuchten Menschen und desto geringer waren die Vitamin-D-Werte.

Eine Überprüfung mithilfe der Daten von weiteren knapp 124.000 Menschen zeigte: Jeder Anstieg des BMI um 1 kg/m² führte zu einer Abnahme des 25-Hydroxy-Vitamin-D-Wertes um 1,15 Prozent.
Schauten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dagegen nach Genvarianten für einen niedrigen Vitamin D-Level, waren diese nicht mit einer erhöhten Rate an Übergewicht verbunden.

Das bedeutet: Die oft zu niedrige Serumspiegel des Vitamins bei übergewichtigen Menschen sind Folge und nicht Ursache der überzähligen Kilos.

Info

Body-Mass-Index (BMI)


Der Body-Mass-Index wird folgendermaßen berechnet:

BMI = Körpergewicht in Kilogramm (kg) geteilt durch (Körpergröße in Metern (m)) zum Quadrat. Als Formel:

BMI (kg/m2) =   Körpergewicht in Kilogramm / (Körpergröße in Metern)2


Einteilung des BMI bei Erwachsenen:


Bei Erwachsenen wird das Gewicht anhand des BMI wie folgt klassifiziert:

BMI-WerteKlassifizierung
BMI < 18,5 kg/m2Untergewicht
BMI 18,5 – 24,9 kg/m2Normalgewicht
BMI 25 – 29,9 kg/m2Übergewicht
BMI 30 – 34,9 kg/m2Adipositas Grad I
BMI 35 – 39,9 kg/m2Adipositas Grad II
BMI ≥ 40 kg/m2Adipositas Grad III

 


Vitamin D hilfreich gegen Bluthochdruck

Ein Vitamin D-Mangel ist häufig mit erhöhten Blutdruckwerten verbunden. Allerdings ergaben ältere Studien kein klares Ergebnis, inwieweit Menschen mit Bluthochdruck von einer Vitamin D-Einnahme profitieren. Vermutlich nahmen zu viele junge Menschen ohne Bluthochdruck daran teil.

Die aktuelle Studie umfasste 221 Menschen mit einem Durchschnittsalter von 71 Jahren. Dabei wiesen alle einen Vitamin D-Mangel auf: Die 25-Hydroxy-Vitamin-D-Konzentration lag im Durchschnitt bei 20 ng/ml. Die Hälfte von ihnen war zudem krankhaft übergewichtig (adipös): ihr BMI betrug über 30 kg/m².
Alle Personen erhielten Vitamin D – entweder 600 Internationale Einheiten (IE) pro Tag oder 3.750 IE/Tag. Zu Studienbeginn sowie nach sechs und 12 Monaten wurde jeweils der Blutdruck gemessen.

Ergebnis: Bei beiden Dosierungen nahm der Bluthochdruck ab: Sowohl der systolische als auch der diastolische Wert sanken.

Blutdruckabnahme600 IE Vitamin D/Tag3.750 IE Vitamin D /Tag
Systolischer Blutdruck2,8 mm Hg4,2 mm Hg
Diastolischer Blutdruck2,6 mm Hg3,02 mm Hg

Die Blutdruckabnahme war dabei umso höher, je dicker die Personen und je höher die Blutdruckwerte waren. Zudem profitieren insbesondere Personen mit einem ausgeprägten Vitamin D-Mangel.

Das zeigt: Vitamin D kann nicht nur die Knochengesundheit fördern, sondern bei übergewichtigen Menschen mit Bluthochdruck auch den Blutdruck senken helfen – insbesondere dann, wenn ein Vitamin D-Mangel vorliegt.

Vitamin D-Einnahme für Risikogruppen sinnvoll

Die im August 2024 neu erschienene internationale Leitlinie „Vitamin D zur Vorbeugung von Krankheiten“ empfiehlt eine Vitamin-D-Einnahme insbesondere für Kinder und Jugendliche, um einer ernährungsbedingten Rachitis vorzubeugen. Zudem kann ein ausreichender Vitamin D-Spiegel das Risiko für Atemwegsinfektionen senken, das in dieser Gruppe oft sehr hoch ist.

Darüber hinaus gilt die Empfehlung für eine Vitamin D-Einnahme für Menschen ab einem Alter von 75 Jahren, um das allgemeine Sterberisiko zu senken. Dabei ist die optimale Vitamin D-Dosis noch unklar, da zu viele Studien mit unterschiedlichen Vitamin D-Konzentrationen vorliegen. Auch Schwangeren und Menschen mit einem Prädiabetes wird eine Vitamin D-Einnahme empfohlen.

Eine deutsche Leitlinie zur Vitamin D-Einnahme ist zurzeit in Arbeit und wird voraussichtlich Ende 2025 erscheinen. Vielleicht nimmt sie Menschen mit Übergewicht und Bluthochdruck in die Gruppe auf, für die eine Vitamin D-Gabe als sinnvoll erachtet wird.

Verzeichnis der Studien und Quellen

Demay et al. Vitamin D for the Prevention of Disease: An Endocrine Society Clinical Practice Guideline. J Clin Endocrinol Metab. 2024 Jul 12; 109(8): 1907-1947. https://academic.oup.com/jcem/article/109/8/1907/7685305 ,,abgerufen am 03.12.2024

El-Hajj Fuleihan et al. Effect of vitamin D replacement on indexes of insulin resistance in overweight elderly individuals: a randomized controlled trial. Am J Clin Nutr. 2016 Aug; 104(2): 315-23. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0002916522045439 ,abgerufen am 03.12.2024

Deutsche Adipositas-Gesellschaft e.V. (o.J): BMI-Rechner. https://adipositas-gesellschaft.de/bmi/ ,abgerufen am 02.12.2024

Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) (30.11.24): Beratung zur Vitamin D Substitution. https://register.awmf.org/de/leitlinien/detail/053-056  ,abgerufen am 03.12.2024

Deutsches Ärzteblatt (16.08.24): Neue internationale Leitlinie zur Vitamin-D-Supplemen­tierung erschienen. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/153595/Neue-internationale-Leitlinie-zur-Vitamin-D-Supplementierung-erschienen, ,abgerufen am 04.12.2024

Deutsches Ärzteblatt (27.11.24: Vitamin D könnte Blutdruck bei adipösen Senioren senken. https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/155700/Vitamin-D-koennte-Blutdruck-bei-adipoesen-Senioren-senken, ,abgerufen am 02.12.2024

Springer Medizin Verlag (14.03.13): Übergewicht führt zu Vitamin-D-Mangel. https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Uebergewicht-fuehrt-zu-Vitamin-D-Mangel-267954.html ,abgerufen am 02.12.2024

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