Blutwerte können manchmal irreführend sein
Man kann den Magnesiumspiegel im Blut bestimmen. Meist wird dieser im Blutserum ermittelt. Dies ist der flüssige Teil des Blutes ohne Blutzellen und Eiweiße, die für die Blutgerinnung verantwortlich sind. Allerdings zeigt die Studienlage, dass die Bestimmung der Serumwerte nicht immer aussagekräftig ist.
Es ist möglich, dass trotz normaler Blutwerte ein Mangel an „aktivem“ Magnesium vorliegt – sogenanntem ionisierten Magnesium.
Hintergrund: Vorkommen von Magnesium im Körper
Magnesium ist neben Calcium mengenmäßig der zweitwichtigste Mineralstoff für den Menschen. Das meiste Magnesium befindet sich in den Zellen, wovon rund die Hälfte im Knochen eingelagert ist. Der Rest ist in anderen Geweben zu finden, zum Beispiel im Muskel. Nur ein Bruchteil des Magnesiums kommt außerhalb der Zellen vor – zum Beispiel im Blutplasma. Im Körper wirksam ist nur das freie, ionisierte Magnesium. Ionen sind elektrisch geladene Teilchen, die verschiedene Prozesse regulieren.
Man vermutet, dass alle Magnesiumverbindungen – zum Beispiel Magnesiumcitrat – im Verdauungstrakt zerlegt werden und Magnesium als ionisierte Form ins Blut gelangt. Dort kommt es wiederum in zwei Formen vor: als freies ionisiertes Magnesium (Magnesium-Ionen) und gebunden, zum Beispiel an Eiweiße wie Albumin.
Versorgung mit Magnesium bestimmen
Die Versorgung mit Magnesium kann im Blut gemessen werden. Dies ist jedoch nicht immer aussagekräftig, da Magnesium im Blutserum nur einen Bruchteil des Gesamtmagnesiums ausmacht (ungefähr 1 Prozent). Neue analytische Methoden erlauben inzwischen auch, dass man ionisiertes Magnesium gut messen kann – also die direkt wirksame Form.
In einer Vorstudie (Pilotstudie) wurde erst im Juni 2020 festgestellt, dass ein Drittel der Senioren mit Bluthochdruck niedrigere Werte an ionisiertem Magnesium hatte im Vergleich zum Gesamtmagnesium im Blutserum. Die Magnesiumwerte im Blutserum lagen sogar im Normbereich.
Zudem gab es keinen messbaren Zusammenhang zwischen beiden Methoden. Demnach lässt sich schlussfolgern, dass normale Magnesiumwerte im Blutserum einen Mangel an aktivem, ionisiertem Magnesium nicht vollständig ausschließen. Es ist daher möglich, dass ionisiertes Magnesium ein wichtiger Marker für den Magnesiumhaushalt ist.
Auswirkungen eines Magnesiummangels
In den Zellen ist Magnesium wichtig, damit Enzyme richtig arbeiten können. Die Hauptauswirkung eines Mangels ist deshalb eine verringerte Aktivität von Enzymen – vor allem von Enzymen, die am Energiestoffwechsel beteiligt sind. Die dadurch gestörte Energieproduktion beeinträchtigt wiederum die Gesundheit der Zellen. Dazu gehören der Elektrolytgradient, die Bildung von Botenstoffen, die Funktion der Membranen sowie die Calciumverlagerung innerhalb der Zelle.
Magnesium und Calcium sind Gegenspieler. Magnesium steuert den Gehalt an Calcium in den Zellen wie eine Art „Türsteher“. Für die Muskeln bedeutet das zum Beispiel, dass Magnesium sie entspannt, während Calcium dafür sorgt, dass sie sich zusammenziehen.
All dies hat Auswirkungen auf die Organe und darauf, wie der Körper auf inneren und äußeren Stress reagieren kann. Ein Mangelsymptom können Muskelkrämpfe sein, aber auch Zittern, Unruhe und Schwindel sowie Herz-Rhythmus-Störungen.
Bei einer Erkrankung kann ein Magnesiummangel auch die Behandlung beeinträchtigen oder Krankheitszeichen wie Bluthochdruck verschlimmern. Durch die niedrigen Magnesiumwerte steigt der Calciumgehalt der Zellen. Dadurch ziehen sich die Blutgefäße zusammen und die Spannung der Gefäße ist erhöht. Das hat wiederum Auswirkungen auf den Blutdruck.
Info
Gründe für einen Magnesiummangel können eine einseitige Ernährung sein sowie Erkrankungen und die Einnahme von Medikamenten. Beispiele für Medikamente, die den Magnesiumhaushalt stören, sind Säureblocker (Protonenpumpenhemmer) und Entwässerungsmittel (Diuretika).
Fazit
Ionisiertes Magnesium kann ein wichtiger Marker für den Magnesiumhaushalt sein. Aktuelle Daten deuten darauf hin, dass trotz Serumwerten im Normbereich ein Mangel an ionisiertem Magnesium bei Personen mit Bluthochdruck vorliegen kann.
Das könnte zum Beispiel Auswirkungen auf die Blutdruckkontrolle haben, da ionisiertes Magnesium die wirksame Form ist – vor allem in den Blutgefäßen. Es kann daher nützlicher sein, die Konzentrationen von ionisiertem Magnesium zu bestimmen, wenn die Magnesiumspeicher des Körpers beurteilt werden sollen.
Verzeichnis der Studien und Quellen
Golf, S. (2006): Pharmakokinetik und Bioverfügbarkeit von Magnesium-Verbindungen. Pharmazeutische Zeitung Ausgabe 11/2006. https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-112006/pharmakokinetik-und-bioverfuegbarkeit-von-magnesium-verbindungen/, abgerufen am: 05.11.2020.
Gröber et al. (2020): Ionized Magnesium Deficiency in Elderly Hypertensive Patients – A Pilot Study. Nutrition And Food Science Journal. 2020; 3(2):129. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4586582/, abgerufen am: 05.11.2020.
Gröber, U. (2019): Magnesium and Drugs. Int J Mol Sci. 2019 May; 20(9): 2094. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6539869/, abgerufen am: 26.11.2020.
Gröber et al. (2015): Magnesium in Prevention and Therapy. Nutrients. 2015 Sep; 7(9): 8199–8226. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4586582/, abgerufen am: 26.11.2020.
Gröber, U. (2011): Mikronährstoffe. Metabolic Tuning – Prävention – Therapie. 3. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart.