
Melatonin: Hormon für Schlaf-Wach-Rhythmus und mehr
Wenn es dunkel wird, bereitet sich der Körper auf den Schlaf vor. Er schüttet das Schlafhormon Melatonin aus. Wir werden müde und wollen schlafen. Lange dachte man, Melatonin wirke nur im Gehirn. Weit gefehlt – Studien zeigen, dass es im ganzen Körper hergestellt wird und auch im gesamten Körper wirkt.
Abgesehen vom Schlaf hat Melatonin zum Beispiel Effekte auf die Nerven, das Immunsystem, die Energieproduktion und das Herz-Kreislauf-System. Es reguliert außerdem die Fortpflanzungsorgane, Sexualhormone, Fruchtbarkeit und die Entwicklung des Embryos. Das könnte bei einem Kinderwunsch entscheidend sein.
Forscher haben nun entdeckt, dass Melatonin bei der Behandlung vieler Erkrankungen helfen kann. Erfahren Sie hier die neuesten Daten zu Endometriose: Melatonin könnte eine weitere Behandlun gegen Endometriose sein.
Warum und wann kommt es zu Endometriose-Schmerzen?
Endometriose ist eine Erkrankung der Gebärmutter. Dabei siedeln sich Zellen aus der Schleimhaut in anderen Körperbereichen an, etwa an den Eierstöcken, der Bauchhöhle oder im Darm. Während der Periode bluten diese Stellen, was zu erheblichen Beschwerden führt. Der Schmerz kann ausstrahlen und Becken-, Bein- oder Rückenschmerzen verursachen.
Zur Entstehung der Endometriose tragen verschiedene Prozesse bei, wie Hormonungleichgewichte, Entzündungen, oxidativer Stress und vermehrte Gefäßbildung.
Endometriose-Behandlung: klassische Verfahren
Bei einem Verdacht auf Endometriose erfolgt eine Bauchspiegelung: Dabei können die Herde mit einer Kamera entdeckt werden. Ist die Diagnose gesichert, beginnt die Endometriose-Therapie mit Hormonen sowie mit antientzündlichen Medikamenten wie Cortison. In schweren Fällen werden die Herde operativ entfernt. Unterstützend kann man mit Mikronährstoffen Endometriose natürlich behandeln.
Melatonin: eine neue Endometriose-Behandlung?
Neben der medikamentösen Therapie gibt es bei Endometriose Hausmittel und natürliche Behandlungsmöglichkeiten. Forscher haben herausgefunden, dass Melatonin lindernd wirkt. Labor- und Tierversuche zeigen, welche Effekte es bei Endometriose hat:
Melatonin dämpft
- Prozesse, die dazu führen, dass Zellen aus der Gebärmutterschleimhaut abwandern.
- die Zellteilung in den Entzündungsherden und fördert deren Absterben.
- Hormone, welche bei Endometriose gestört sind.
- oxidativen Stress, der bei Endometriose entsteht.
- die Neubildung von Gefäßen, welche die Endometriose-Herde wachsen lassen.
- die Entzündung und reguliert das Immunsystem.
Eine Studienübersicht belegt, dass Melatonin auch bei betroffenen Frauen die Größe der Herde verringern kann. Eine erste Wirkung wurde schon nach zwei Wochen festgestellt; nach vier Wochen war sie noch deutlicher. Daneben verbesserten sich die Gewebeveränderungen. Die Frauen konnten außerdem besser schlafen und hatten weniger Schmerzen.
Hilfe bei Endometriose: Melatonin richtig einnehmen
Der Körper kann zwar Melatonin bilden, oft ist der Prozess aber gestört: Künstliches Licht, Stress, Alkohol, Nikotin und nächtliche Aktivitäten beeinträchtigen die Herstellung. Außerdem wird Melatonin über die Nahrung aufgenommen, zum Beispiel ist es in Pistazien und Cranberrys enthalten. Jedoch schwanken die Mengen. Daher empfehlen Mikronährstoff-Experten zu therapeutischen Zwecken den gezielten Einsatz von Nahrungsergänzungsmitteln: Tabletten oder Kapseln können exakt dosiert werden.
Gegen Endometriose können 2 bis 4 Milligramm Melatonin täglich versucht werden. Höhere Dosierungen sollten mit einem Arzt abgesprochen werden. In Studien wurden häufig für zwei Menstruationszyklen 10 bis 20 Milligramm Melatonin eingesetzt.
Da Melatonin den Schlaf fördert, sollte es grundsätzlich abends eingenommen werden. Bei einem empfindlichen Magen ist es sinnvoll, vorher eine Kleinigkeit zu essen. Zigaretten und Alkohol vermindern übrigens die Wirkung von Melatonin.
Melatonin war in Studien sehr verträglich. Selten kam es zu Müdigkeit, Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen. Da es keine Langzeituntersuchungen gibt, sollte es jedoch nicht länger als vier bis acht Wochen genommen werden.
Verzeichnis der Studien und Quellen
Li, Y. et al. (2022): Melatonin in Endometriosis: Mechanistic Understanding and Clinical Insight. Nutrients. 14(19), 4087. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC9572886/, abgerufen am 3.11.2023.
Schwertner, A. et al. (2013): Efficacy of melatonin in the treatment of endometriosis: a phase II, randomized, double-blind, placebo-controlled trial. Pain.154(6), 874–881. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/23602498/, abgerufen am 3.11.2023.
Söderman, L. et al. (2023): Adjuvant use of melatonin for pain management in endometriosis-associated pelvic pain-A randomized double-blinded, placebo-controlled trial. PloS one. 18(6), e0286182. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37267394/, abgerufen am 3.11.2023.