Adefovir-Einnahme mit Mikronährstoffen begleiten

Mit L-Carnitin und Probiotika Adefovir-Nebenwirkungen abmildern

Zur Behandlung einer chronischen Hepatitis B kommt der virenhemmende Wirkstoff Adefovir zum Einsatz. Adefovir kann jedoch die Nieren schädigen sowie Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Durchfall, Verdauungsbeschwerden und einen Energiemangel auslösen. Erfahren Sie, wie Sie mit L-Carnitin und Probiotika im Rahmen der Mikronährstoffmedizin die Adefovir-Nebenwirkungen abmildern können.

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Erfahren Sie, wie Sie mit L-Carnitin und Probiotika im Rahmen der Mikronährstoffmedizin die Adefovir-Nebenwirkungen abmildern können. Bild: Tharakorn/iStock/Getty Images Plus

Adefovir: Wirkung, Anwendung und Nebenwirkungen

Wie wirkt Adefovir?

Adefovir (Hepsera®) wirkt gegen Hepatitis-B-Viren. Der Wirkstoff hemmt ein Enzym in den Viren (reverse Transkriptase) und stört dadurch ihre Vermehrung. Der Virus bleibt auch bei der Behandlung mit Adefovir noch im Körper, aber die Virenmenge (Viruslast) wird durch den Wirkstoff deutlich gesenkt.

Einsatzgebiete von Adefovir

Adefovir wird bei der Behandlung einer chronischen Hepatitis B eingesetzt. Durch die Senkung der Virenmenge lindert der Wirkstoff die Leberentzündung (Hepatitis). Auch wird dadurch langfristig das Risiko für Leberschädigungen verringert. Hierzu gehören eine Vernarbung der Leber (Leberfibrose) oder im schlimmsten Fall eine Leberzirrhose.

Tipp

Mehr Informationen, wie Sie mit Mikronährstoffen eine Behandlung von Leberzirrhose unterstützen können, finden Sie hier.  

Nebenwirkungen von Adefovir

Adefovir schädigt die Nieren, was sich in dauerhaft ansteigenden Nierenwerten zeigt. Die Nierenwerte sollten deshalb regelmäßig kontrolliert werden, um die Dosis rechtzeitig anzupassen. Weitere Nebenwirkungen von Adefovir sind Schwäche, Kopfschmerzen, Durchfall, Erbrechen, Hautausschlag und Juckreiz sowie Verdauungsbeschwerden.

Die Langzeittherapie mit Adefovir kann außerdem einen Mangel an Carnitin verursachen, der im Rahmen der Mikronährstoffmedizin ausgeglichen werden sollte. Daneben kann die Darmflora mit Pro- und Präbiotika unterstützt werden. Die Darmflora ist bei Hepatitis häufig gestört, wodurch sich möglicherweise die Hepatitissymptome verschlimmern können. Auch könnte durch die Einnahme von Probiotika Durchfall entgegengewirkt werden.

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Nebenwirkungen vermeiden

L-Carnitin gegen Mangelerscheinungen bei Adefovir-Einnahme

Hintergrund und Wirkweise

Carnitin übernimmt eine Reihe wichtiger Funktionen im Körper. Es treibt zum Beispiel den Energiestoffwechsel an, indem es die Verbrennung von Fettsäuren in den Zellkraftwerken (Mitochondrien) ermöglicht. Außerdem schützt Carnitin als Antioxidans die Zellen. Adefovir allerdings sorgt für den Verlust von Carnitin durch die Niere. Nierenschäden durch Adefovir verschärfen das Problem. Bei einem Carnitinmangel fehlt dem Körper Energie und es kommt zu Muskelschwäche und Störungen des Immunsystems.

Eine beobachtende Studie zeigt, dass Kinder mit chronischer Hepatitis B niedrigere Carnitinspiegel hatten als gesunde Kinder. Je stärker der Mangel, desto stärker fiel der Leberschaden aus. Mediziner schlagen daher vor, zu Adefovir zusätzlich L-Carnitin einzunehmen. Größere hochwertige Studien fehlen aber noch. Es gibt Hinweise darauf, dass das zusätzlich eingenommene L-Carnitin den Energiestoffwechsel zumindest bei Patienten mit Leberzirrhose ankurbelt.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von L-Carnitin

Um einen Carnitinmangel zu vermeiden, sollten Patienten, die mit Adefovir behandelt werden, zusätzlich 500 bis 2.000 Milligramm L-Carnitin pro Tag einnehmen.

Sinnvoll ist die Einnahme zur Mahlzeit und die Verbindung L-Carnitintartrat: Beides erhöht die Verträglichkeit für den Magen. Zudem sollte die Gesamtdosis über den Tag verteilt werden.

Zu beachten bei Medikamenteneinnahme und Erkrankungen

L-Carnitin kann bei Diabetikern die Zuckerwerte verbessern. Wird L-Carnitin gleichzeitig mit blutzuckersenkenden Medikamenten eingenommen, besteht die Gefahr einer Unterzuckerung. Zu diesen Medikamenten zählen unter anderem Metformin (Diabesin®, Siofor® und Glucophage®) und Sulfonylharnstoffe (Euglucon®, Semi-Euglucon® oder Maninil®). Eventuell muss die Dosierung der Medikamente angepasst werden. Eine regelmäßige Kontrolle des Blutzuckerspiegels und eine Absprache mit dem Arzt ist empfehlenswert.

L-Carnitin kann in sehr seltenen Fällen die Wirkung von Blutgerinnungshemmern vom Cumarin-Typ (Vitamin-K-Antagonisten) verstärken. Zu diesen Medikamenten zählen Ethylbiscoumacetat (Tromexan®), Phenprocoumon (Marcuphen®, Falithrom®, Marcumar®) und Warfarin (Coumadin®). Die Einnahme von L-Carnitin sollte deshalb bei Einnahme dieser Medikamente mit dem Arzt abgesprochen werden. Der Arzt kann den Gerinnungsfaktor (INR-Wert) kontrollieren.

Menschen mit Funktionsstörungen der Niere (chronische Niereninsuffizienz) sollten die Einnahme von hoch dosierten L-Carnitin-Präparaten (über 1.000 Milligramm) mit dem Arzt absprechen. Zwar zeigen betroffene Patienten häufig einen Mangel an L-Carnitin, die Langzeiteinnahme wurde bei Nierenpatienten allerdings noch nicht ausreichend untersucht.

Probiotika und Präbiotika: weniger Darmbeschwerden bei Hepatitis B und Adefovir-Einnahme?

Hintergrund und Wirkweise

Probiotika sind lebende Bakterien, die die Darmgesundheit auf unterschiedliche Weise unterstützen. Sie besiedeln die Darmschleimhaut und verdrängen krankmachenden Keime. Außerdem sorgen Probiotika für ein intaktes Immunsystem. In der Summe reduzieren sie Beschwerden wie Durchfall oder Verstopfung oder einen undichten Darm (Leaky gut).

Präbiotika sind unverdauliche Nahrungsbestandteile, die die probiotischen Bakterien ernähren. Die probiotischen Keime stellen aus den Präbiotika kurzkettige Fettsäuren her, die zu einer gesunden Darmflora und Darmschleimhaut beitragen. Beispiele für Präbiotika sind resistente Dextrine oder resistente Stärke.

Bei Hepatitis B ist die Darmflora häufig gestört, das zeigen erste Untersuchungen. Die Folgen sind Darmträgheit und ein undichter Darm sowie schwerere Hepatitissymptome. Die Einnahme von Probiotika-Präparaten kann die Bifidobakterien-Ansiedlung im Darm bei Hepatitis B erhöhen. Das dürfte positiv auf die Entzündung und die Aufnahme von schädlichem Ammonium aus dem Darm wirken. Ammonium ist ein Zellgift, das vor allem Nervenzellen schädigt. Studien werden zeigen, ob Probiotika bei Adefovir-Einnahme ebenfalls positiv wirken.

Probiotische Keime wie Bifidobakterien und Laktobazillen können bei Patienten mit Virushepatitis B außerdem die Blutspiegel an Giftstoffen (Endotoxinen) und entzündungsfördernden Botenstoffen (Cytokinen) senken, die auf Dauer die Leber schädigen.

Dosierung und Einnahmeempfehlung von Pro- und Präbiotika

Um die Darmgesundheit bei der Einnahme von Adefovir zu erhalten, können Sie probiotische Präparate mit Bifidobakterien und Laktobazillen in einer Dosierung von 1 bis 20 Milliarden koloniebildenden Einheiten einnehmen. Entsprechende Präparate sind als Pulver zum Einrühren in Wasser oder als magensaftresistente Kapseln erhältlich.

Eine Dose mit Probiotikapulver
Sie ernähren die Darmflora und können die Wirkung der probiotischen Bakterien im Darm verstärken. Eine Dosierung von bis zu 30 Gramm am Tag ist sinnvoll. Bild: nadisja/iStock/Getty Images Plus

Tipp

Nehmen Sie Probiotika in Form von Mischpräparaten ein, die mehrere Bakterienstämme enthalten. Da sich die einzelnen Keime unterstützen und ergänzen, steigert dies vermutlich die Überlebenswahrscheinlich im Darm.

Setzen Sie zusätzlich auch Präbiotika wie resistente Dextrine oder Stärke ein: Sie ernähren die Darmflora und können die Wirkung der probiotischen Bakterien im Darm verstärken. Eine Dosierung von bis zu 30 Gramm am Tag ist sinnvoll.

Probiotika: zu beachten bei Erkrankungen und Antibiotika-Einnahme

Personen mit zentralen Venenzugängen, einem stark unterdrückten Immunsystem, einer Herzklappenerkrankung oder Kurzdarmsyndrom sollten keine Probiotika einnehmen.

Probiotika sollten nicht gleichzeitig mit Antibiotika eingenommen werden, da Antibiotika die probiotischen Bakterien abtöten würden. Um ihre Wirkung nicht zu beeinträchtigen, halten Sie einen Einnahmeabstand von zwei bis drei Stunden ein.

Dosierungen auf einen Blick

Mikronährstoff-Empfehlung pro Tag bei Adefovir-Einnahme

Carnitin

500 bis 2.000 Milligramm (mg)

Probiotikamischung (Bifidobakterien und Laktobazillen)

1 bis 20 Milliarden (1 bis 20 x 109) koloniebildende Einheiten (KBE)

Präbiotika (zum Beispiel resistente Dextrine oder resistente Stärke)

bis zu 30 Gramm (g)

 

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Zusammenfassung

Adefovir ist ein virenhemmender Wirkstoff, der bei der Behandlung einer chronischen Hepatitis B zum Einsatz kommt. Bei der Einnahme von Adefovir kann es zu Nebenwirkungen wie Nierenschäden, Kopfschmerzen oder auch Verdauungsbeschwerden mit Durchfall kommen.

Bei der Einnahme von Adefovir kommt es zu erhöhten Verlusten von Carnitin über die Nieren. Ein Carnitinmangel ist deshalb möglich. Die ergänzende Einnahme von L-Carnitin kann diesem Mangel vorbeugen. Carnitin ist für die Energieproduktion im Körper wichtig.

In der Mikronährstoffmedizin kommen auch Stoffe zum Einsatz, die Verdauungsbeschwerden abschwächen können: Pro- und Präbiotika stärken die Darmgesundheit und können Durchfällen vorbeugen. Sie verhindern außerdem die Aufnahme von Giftstoffen im Darm.

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Verzeichnis der Studien und Quellen

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