
Die Aufgaben von Zink in der Prostata
Zink ist wichtig für eine gesunde Prostata (Vorsteherdrüse). Die Prostata gehört zu den inneren Geschlechtsorganen des Mannes. Sie ist kastaniengroß und umgibt die Harnröhre. In der Prostata wird ein Sekret gebildet, das zusammen mit den Samenzellen aus den Hoden und weiteren Flüssigkeiten das Sperma ergibt. Daneben ist die Prostata am Hormonstoffwechsel beteiligt.
Zink ist ein wichtiger Mineralstoff. Der Körper benötigt es für den Aufbau von Eiweißen und Bestandteilen des Erbguts. Mindestens 300 Enzyme brauchen Zink für ihre Arbeit. Dazu gehören auch antioxidative Enzyme, die freie Radikale abfangen. Zink ist außerdem notwendig für das Immunsystem, die Reparatur von Geweben und Erbgut sowie für die Zellteilung.
Die Prostata enthält viel Zink. Besonders für Männer spielt es eine Rolle für die Fruchtbarkeit und die Stabilität des Erbguts in den Spermien. Welche weiteren Aufgaben Zink in der Prostata hat, wird noch erforscht. Die Bedeutung scheint groß zu sein: Sowohl ein Mangel als auch ein Überschuss an Zink kann sich nachteilig auswirken.
Expertenwissen
Mögliche Bedeutung für eine gesunde Prostata: Zink spielt in der Prostata für die Produktion von Citrat eine wesentliche Rolle. Citrat ist ein wichtiger Bestandteil im Prostatasekret. Es verhindert unter anderem eine übermäßige Koagulation des Samens nach der Ejakulation.
Um diese hohen Mengen an Citrat zu produzieren, braucht die Prostata Zink. Zink hemmt ein Enzym (mitochondriale Aconitase), das den Umbau von Citrat katalysiert. Auf diese Weise wird weniger Citrat für den Energiestoffwechsel der Prostatazellen genutzt und es bleibt im Prostatasekret. Solange für die Prostatazellen ein Energiemangel herrscht, ist die Gefahr für ein tumoröses Wachstum gering.
Zinkgehalt in der Prostata: Was weiß man bisher?
Mit dem Alter steigt generell das Risiko für Prostataerkrankungen. Auch verändert sich die Menge an Zink in der Prostata natürlicherweise: Bei Männern zwischen 51 und 70 Jahren ist sie um das Zweifache höher als bei 21- bis 30-Jährigen.
Darüber hinaus verändert sich die Zinkmenge bei Erkrankungen der Prostata: Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung steigen die Mengen in der Prostata und im Blut häufig an. Allerdings ermittelten Forscher in anderen Studien auch unveränderte oder sogar geringere Gehalte. Hier ist die Situation insgesamt noch unklar.
Bei Unfruchtbarkeit und einer Prostataentzündung fallen die Zinkgehalte im Sperma beziehungsweise in der Flüssigkeit der Prostata meistens. Auch bei Prostatakrebs sinkt der Gehalt: In Studien beobachteten Forscher sogar eine Abnahme in der Prostata um bis zu 80 Prozent. Somit könnte der fallende Zinkgehalt an der Entwicklung von Krebs beteiligt sein.
Expertenwissen
Achtung: Zinkwerte im Blut geben nicht immer Auskunft über die Gehalte in der Prostata. Dennoch könnten sie übereinstimmen: Bei Prostatakrebs wurden meist auch niedrige Blutspiegel gemessen. Selten waren sie unauffällig oder hoch.
Die Zink- und Citratwerte im Prostatasekret dürften jedoch aussagekräftiger sein: Sie werden als gute Marker für Krebs diskutiert. Zudem steigt bei Prostatakrebs die Zinkausscheidung im Urin. Auch dies könnte ein Anhaltspunkt sein.
Krankheiten der Prostata – welche Rolle spielt Zink?
Es gibt bereits einige Hinweise, dass Zink für eine gesunde Prostata wichtig ist. Forscher vermuten auf Basis von Laborversuchen Folgendes:
- Zink hemmt ein Enzym, welches das männliche Hormon Testosteron in das Zwischenprodukt Dihydrotestosteron (DHT) umwandelt. So entsteht weniger DHT, das folglich keine gutartige Prostatavergrößerung begünstigt.
- Zink kann den programmierten Zelltod auslösen. Das ist wichtig, damit geschädigte Zellen absterben und nicht entarten.
- Zink vermindert die Energieproduktion in der Prostata. Dadurch vermehren sich die Zellen langsamer.
- Zink unterdrückt die Zellwanderung und Gewebeauflösung. Das sind Prozesse, die bei der Entwicklung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) stattfinden.
Problem: Zinkmangel im Alter
Im Alter steigt nicht nur das Risiko für Prostataerkrankungen, auch die Gefahr für einen Zinkmangel nimmt zu: Forscher zeigten in mehreren Studien, dass Erwachsene über 50 Jahre häufig schlechtere Zinkwerte im Blut haben. Normalerweise steigt der Bedarf im Alter nicht. Allerdings kann die Fähigkeit sinken, Zink im Darm gut aufzunehmen.
Hinzu kommt, dass der Ernährungszustand oft schlechter ist und der Appetit sinkt. Daneben kann sich die Ernährung verändern: Häufig werden weniger zinkhaltige Lebensmittel gegessen, wie Fleisch und Milchprodukte. Auch hemmen bestimmte Stoffe aus Getreide und Hülsenfrüchten die Verfügbarkeit von Zink. Männer, die sich pflanzenbasiert ernähren, müssen deshalb mehr zuführen (16 anstelle von 11 Milligramm).
Daneben spielen Krankheiten und Medikamente eine entscheidende Rolle: Zum Beispiel verlieren Menschen, die bestimmte Blutdruckmittel nehmen (ACE-Hemmer) oder Diabetes haben, mehr Zink über den Urin. Vermutlich scheiden auch einige Männer mit Prostataerkrankungen mehr Zink aus und haben somit weniger im Blut.
Info
Um festzustellen, ob ein Zinkmangel vorliegt, sollte die Messung des Spiegels im Vollblut erfolgen. Denn der größte Anteil an Zink im Blut entfällt auf die roten Blutzellen. Vollblut enthält alle Blutzellen. Weniger geeignet ist die Untersuchung im Blutserum, dies enthält keine Zellen. Normalwerte im Vollblut liegen zwischen 4,0 und 7,5 Milligramm pro Liter.
Kann eine Zinkeinnahme bei Prostataerkrankungen helfen?
Bei niedrigen Zinkspiegeln im Blut hat es die Prostata schwerer, ausreichende Mengen anzureichern. Da das Risiko für einen Mangel im Alter steigt, müssen Männer ab 50 Jahren auf ihre Zinkversorgung achten.
Mehrere Laborversuche zeigen: Die Behandlung bösartiger Prostatazellen mit Zink bremst deren Vermehrung. Unklar ist allerdings, ob das aufgenommene Zink auch problemlos vom Blut in die Prostata gelangt. Denn Krebszellen verlieren den Transporter, der Zink in die Zelle bringt.
Vielversprechend könnte Zink sein, das an Aminosäuren gebunden ist – zum Beispiel an Glutamat und Lysin. Solche Verbindungen gelangen über Aminosäure-Transporter in die Zellen. Diese gehen wahrscheinlich nicht verloren. Darüber hinaus ist die organische Verbindung Zinkgluconat vielversprechend: Bei Ratten erhöhte sie die Zinkmenge in der Prostata besser als Zinkcitrat. Anorganisches Zinksulfat kam dagegen nicht dort an.
Außerdem untersuchen Forscher derzeit, ob die organische Verbindung Zinkdipicolinat einen besonderen Nutzen bei Prostatakrebs hat. Möglich ist auch, dass es „verstärkende“ Mikronährstoffe gibt. Beispielsweise könnten die Pflanzenstoffe Quercetin, Resveratrol, Curcumin und Grüntee-EGCG die Aufnahme von Zink in die Prostata fördern.
Insgesamt sind noch viele Fragen offen. Es ist noch nicht bewiesen, dass die Ergänzung tatsächlich nützlich ist zur Vorbeugung und Behandlung von Prostatakrebs und Prostataentzündung. Denn hier sind die Ergebnisse aus Studien positiv und negativ – gut möglich, dass dies an den unterschiedlichen Zinkformen liegt. Auch die genaue Bedeutung von Zink bei einer gutartigen Prostatavergrößerung ist derzeit nicht geklärt.
Fazit: Für eine gesunde Prostata sollten Männer auf Zink achten
Auch wenn noch weiterer Forschungsbedarf besteht, ist eines klar: Zink ist wichtig für eine gesunde Prostata. Ein Zinkmangel sollte deshalb nicht vorliegen. Da das Risiko für eine schlechte Versorgung im Alter steigt, sollten gesunde Männer ab circa 50 Jahren darauf achten, dass sie den Tagesbedarf von 11 bis 16 Milligramm Zink erreichen. Ist das nicht möglich, können Präparate sinnvoll sein – zum Beispiel mit 5 bis 10 Milligramm pro Tag.
Bei einem Zinkmangel sind für einen festgelegten Zeitraum manchmal höhere Mengen sinnvoll (zum Beispiel 15 bis 20 Milligramm). Dies kann ein vielversprechender Ansatz für die Behandlung einiger Prostataerkrankungen sein. Über die Dosis entscheidet der Mikronährstoff-Experte. Für eine gute Magenverträglichkeit sollte Zink zum Essen eingenommen werden.
Sehr wahrscheinlich sind Präparate mit organischen Verbindungen am besten geeignet. Beispiele sind Zink mit Aminosäuren wie Lysin, Zinkgluconat und Zinkcitrat. Zwar wurde bisher nur bei Tieren gezeigt, dass sie in die Prostata gelangen, die Daten sind jedoch vielversprechend. Darüber hinaus werden organische Verbindungen besser vom Darm ins Blut aufgenommen.
Verzeichnis der Studien und Quellen
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